Tagebuch


Vali Amnes ishad Benmanai

Als ich die Gilde des Sehenden Scheins zu Zorgan verließ, stand ich mit einem Mal - und ich tat es nie zuvor - auf eigenen, recht kurzen Beinen. Mir ward schwindelig bei dem Gedanken, dass ich nun all die Dinge beachten musste, an die man mich in der Schule so mühselig erinnerte. Mein Geld sollte mir nicht ausgehen und krank durfte ich nicht werden. Ein Dach brauchte ich jeden Abend über dem Kopf und am besten ein Bett unter mir. Es würde wohl nicht einfach werden, dachte ich bei mir. Aber abertausende anderer Leute schafften es auch und die meisten scheinen gut zurecht zu kommen. Also würde Vali Amnes ishad Benmanai es auch schaffen.

Ich biss also die Zähne zusammen und folgte meinem Reiseplan. Am Abend zuvor hatte ich überlegt, was ich tun sollte. Auf eine Schiffsreise fiel meine Entscheidung, denn ein alter und sicherlich weiser Magier der Gilde sagte bei meiner Verabschiedung: "Gehe schnell weit fort und du wirst glücklich werden." Warum er dabei einen solch erwartungsvollen Glanz in den Augen hatte, weiß ich nicht. Vielleicht war es der Glanz der Wahrheit. Dann möchte ich nicht verzagen und dem Rat folgen.
Als ich im Hafen ein Schiff nach Beilunk fand, welches noch vor Sonnenuntergang ablegen wollte, fasste ich mir ein Herz. Ich stieg auf ein Fass, blickte zum hohen Turm der Gilde zurück und nahm still Abschied. Dann ging ich an Bord. Die wollten tatsächlich Geld für die Überfahrt haben. Erst wollte ich es nicht glauben aber der grimmige Maat überzeugte mich mit seinem zerfurchten Gesichtsausdruck in wenigen Augenblicken. Ich bezahlte.
Es war ein seltsames Gefühl von einem Ort fortzugehen, den man niemals verlassen hatte. Schwere legte sich auf mein sonst so luftiges Gemüt und als krieche ein trübes Wetter über meine Seele, fröstelte es mich.

Nun gut, ich kam in Beilunk an und von dort an ging es aufwärts. Denn ich traf gleich am Hafen Noi. Er bot mir unvermittelt Hilfe an. Dabei versuchte ich meine Hilflosigkeit zu verbergen - und dies sollte für einen Illusionsmagier nicht schwierig sein, bin ich doch ein Meister des Verbergens. Na ja. Manchmal gelingen meine Zauber nun mal nicht. Die Götter wollen es so.
Und noch am selben Tag traf ich auch Fidaju und Xandro und einige Tage später auch die Herrin Sajaril und weit im Westen, im Kosch, die Magierin Yasima und alles wurde gut, denn wir reisten gemeinsam. Wir erlebten Abenteuer und wurden Freunde und ich fühle mich nicht mehr allein, wie damals auf dem Schiff nach Beilunk. Den Göttern sei Dank.

Und gemeinsam bereisen wir nun Aventurien und in einem Tagebuch berichte ich darüber...



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