624 - Ein neues Jahr - 10.07.2003/17.07.2003

Die Rückkehr von Amun brachte plötzlich Unordnung in die andauernde Harmonie der Stadt Irar. Das alte Skelett eines Elverra, welches die Gruppe mit sich brachte, wurde kurzerhand für ein Vermögen an die Magierschule der Beschwörung verkauft und einige andere Fundstücke, Erfahrungen und Erinnerungen wurden hinterfragt, kommentiert oder mit einem rätselhaften Schweigen beantwortet.
Das Ende des Jahres rückte näher. Der Efferd würde am 30. Brokamtos, dem zwölften Monat des Jahres 623 mit großem Getöse gefeiert werden, wenn nicht die Angst vor all dem Zwist in der Welt wäre.
Nachrichten vom Riesenkrieg um Argmund gab es nicht. Die letzten Hilfstruppen der Stadt sind schon lange davongezogen und bis dahin ist noch kein Bote vom Schauplatz des Angriffs zurückgekehrt.
Doch auch vor der Haustür der vier Freunde wuchs die Ungewissheit.

Wuselwort fand, als er sein Zimmer und Heim im "Tagfrohen Trotter" betrat, Ciarda, die alte Zwergenfreundin tot vor. Erstochen mit einem Dolch lag ihr lebloser Leib auf den kalten Dielen des Wirtshauses und zeugte von Übel und Graus. Kampfspuren erzählten von starker Gegenwehr und ein rätselhaftes Amulett warf wieder Fragen auf, die beantwortet werden sollten. Ein Hexenzirkel, so stellte es sich wenig später heraus, hatte die Zwergin getötet und das Amulett, ein Hexenauge für Ausspähungen und Beobachtungen, war Teil des Zirkels, der etwas verbarg, dass die Spieler direkt betraf.
Kurze Zeit später kam der Bote Casanundras, der Göttin der Morgenröte aus Silbersted wieder und berichtete von der Angst der Stadt, das Großreich Rima würde in den nächsten Monden angreifen. Die Bitte Muadibs um Hilfe bei ihrer Aufgabe wurde mit einem Brief seines alten Freundes A'Tuin, der offensichtlich in Silbersted verweilte, verschoben. Er versprach zu kommen, sobald es ihm möglich war.
Enttäuschung kam auf und hielt nur solang, bis Muadib bemerkte, dass auch der Bote ein Amulett des Hexenzirkels trug. Die Enttäuschung der neusten Nachricht wurde unter der Neugier und der aufkommenden Angst um den Zirkel der Hexen begraben.

Ebenfalls noch im alten Jahr erhielt Wuselwort an einem Abend Besuch von drei schwarzen Gestalten, die ihm verboten, das Wort Amun jemals wieder in den Mund zunehmen. Er sollte nie dort gewesen sein, sollte nie den Begriff Elverra gehört haben und er sollte über das Treffen unter allen Umständen schweigen. Goldene Augen und kristallne Zähne, die unter einer schwarzen Strumpfmaske hervorstierten, geboten ihm diesen Befehl und er gehorchte.
Schon in der nächsten Nacht wurde der Rest der Gruppe kontaktiert, und allen wurde der selbe Wille auferlegt. Folgeleisten schien ratsam, denn die Macht der Fremden ließ sich als weitreichend erkennen. Der goldäugige Fremde entpupte sich als ein großes, schlankes Wesen, elfengleicher Gestalt. Er war graziöser, eleganter aber auch fürchterlicher, als so manch ein elfischer Krieger erinnerte jedoch stark an diese Rasse. Muadib leistete ihm nicht folge, und ward von ihm gewarnt, dass er auf der Welt nicht sicher sei, wenn er dieser Einstellung weiterhin nachkomme. Doch bis heute war es nicht die Art des Paladins, sich einschüchtern zu lassen, auch wenn die Macht, die dies versuchte, noch so groß war.
Am Ort des Ereignisses, eben zu dieser unpassenden Zeit, begegneten die Reisenden Zefania, einer befremdlich wirkenden Kundschafterin aus der Umgebung Silbersteds. Sie war auf der Suche nach Gesellschaft und einem Text zu einer Melodie, die ihr ein Amulett vorspielte, das sie einst von ihrer, ihr unbekannten Mutter geschenkt bekam. Sie schloss sich der Gruppe und deren momentanen Schicksal vorsichtig an.
Alle, außer der Paladin, erhielten eine Spitze, die sich nach etwas Nachforschung als ein altes Mittel der Ausspähung herausstellte. Das Gefühl der Beobachtung kam bei allen Opfern dieser Begegnung auf und von da an schwiegen die Zungen über Amun und die vergangene Zeit, denn ein falsches Wort würde nach den Warnungen der Fremden ungeahnte Folgen haben.

Als dann Murbi von Muadib am Anfang des neuen Jahres eine Auskunft über ein Ziel des Barbaren, die Beschaffung des Auges des Purpurnen, erhielt und die Spur ihn nach Winnt führte, eine kleine Stadt die Harne-Irar hinauf, vergaßen alle die nächtliche Begegnung und die Ziele der Hexen. Auch Wuselwort zog es dorthin, denn die Träne Venduis, als die sich das Amulett aus dem weißen Turm im Tarkil herausgestellt hatte, gehörte zu einem der zwei Tempel der Göttin der Heilung in den Freien Ebenen.
Die Geschichten Irars verblassten für eine Weile vor den Wünschen, die Vergangenheit zu erforschen.

In Winnt angekommen, erfuhren die Gefährten etwas über die Träne und Wuselwort, der sie trug, erhielt den Hinweis, auf sie zu achten, da sie ein teures Geschenk der alten Zeit sei, das nicht einfach zu ersetzen wäre.
Murbi fand ein Gedicht über den Purpurnen, der sich als ein fürchterliches Wesen herausstellte, das vor einhundert und vor fünfhundert Jahren in Winnt aufgetaucht war. Es brachte Zerstörung und Tod. Sein Feuer sollte alles erfasst haben, was ihn umgab und seine Flügel trugen ihn nach einiger Zeit vom Ort des Grauens fort, um anderswo Unruhen zu stiften. Die Gruppe erfuhr, dass der Purpurne wieder und wieder im Jahre 24 jedes Jahrhundert erscheint und nach einiger Zeit irgendwo in der Erde verschwand.
Vielmehr erzählten die Bewohner Winnts dann auch nicht mehr, da die Kunst des Schweigens bei diesem Thema angebrachter schien und die Gegenwart die Wanderer jäh einholte, als sie erfuhren, dass Zweihundertfünfzig Mann der Garnison Irars auf dem Weg nach Winnt verschwanden. Der Currag der Wachschaftsstadt, bei dem Algonthir, Murbi, Wuselwort und Muadib sich schon einen Namen gemacht hatten, wies seine Freunde an, den Behir, den er dafür verantwortlich machte, zu töten und seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Es stellte sich heraus, dass nicht der Behir für das Verschwinden der Männer verantwortlich war, sondern der erwähnte Hexenzirkel, der für viel zu kurze Zeit in Vergessenheit geraten war.
Im Behirforst angekommen, fanden die Abenteurer die Hexen ohne große Aufwendung ihrer Kräfte und ein schneller, blutiger Kampf auf einer Lichtung, inmitten von am Boden liegenden toten Soldaten, brachte die Sünder zur Strecke. Doch das war nicht alles. Als die Hexen gefallen waren, trat eine Gestalt ins fade Licht des Tages und stellte sich als Caleb der Wolf vor, der bei Algonthir und Muadib schwache Erinnerungen hervorrief. Damals in Kat Uthiro wurde dieser Fremde, ein Vampir, ein Diener Taithleachs, von den beiden Kriegern "getötet" und scheinbar für eine Zeit verbannt, als sie die Priesterin Mneri und ihre Anhänger aus der besetzten Stadt schleusten. Doch er war zurückgekehrt die zahllosen Toten, die den weißen, reinen Schnee des Behirforstes besudelten, starben zu großen Teilen durch seine Hand. Sein Wunsch war es, die Reisenden, die Dornen in Taithleachs Augen, zu ihm zu locken und sein Plan ging auf. Er trachtete nach dem Dolch des Dunkels, den Muadib bei sich trug und nach der Rache am Mord seines Bruders Darkan, der im Tarkilgebirge unter den Waffenhieben der Abenteurer fiel.
Ein bitterer Kampf begann und nach viel vergossenem Blut, einer kalten Nacht im Forst des Behirs und der eiskalten Angst vor dem Tod, starb auch Caleb durch die Klingen der Helden. Wieder einmal blieb der begehrte Dolch der Dunkelheit im Besitz Muadibs und seiner Gefährten und abermals trotzten die Hüter dieses Artefaktes dem erstickenden Griff Taithleachs, die ihren Arm umsonst ausgestreckt hatte.




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