Getrennte Wege - 27.02.2003

In einem Monat kann das Leben tausend Geschichten schreiben. Einige dieser Geschichten sind die euren.
Es war der 2. Yerito, als die Gruppe die Entscheidung traf, sich zu trennen.
Und während Algonthir, Wuselwort, Murbi und Ciarda zusammen mit Leolonar nach Süden gereist sind, haben sich Vychar und Muadib mehrere Tage durch die karge Risssteinwüste geschlagen, um am Ende eine Erlösung von der Einöde Kad Kadurs zu erfahren.
Nach einigen harten Tagen der Reise - der Weg führte durch Kesta und Kamm am Nordrand des Grenzgebirges - erreichten sie die große Hafen- und Handelsstadt Irar. Blanke, aufragende Mauern aus grauem Stein hüteten Hunderte Gebäude und Tausende Einwohner.
Kurz vorher, in Kamm, begegnete Muadib dem Kiedpriester Eld Assar, der über die Geschichte der Weltendolche ein interessantes Buch besaß. Der fromme Mann stellte dem Paladin für eine Nacht seine Bibliothek zur Verfügung. Muadib nutzte diese Gelegenheit und versuchte sich an einer schnellen Recherche nach Fakten über die Weltendolche und ihre Vergangenheit. Am folgenden Tag wurde das letzte Ziel angesteuert.

Als die Wanderer schließlich in Irar waren, taten sich ganz neue Möglichkeiten auf. Irar, als Hauptstadt des Wachschaftstums Irar, war reich und bekannt. Der Handel florierte und das Geld floss in Strömen. Es gab Bibliotheken und Wissende, aber auch Neider und Feinde.
Über eine etwas zwiespältige Begegnung mit einem Dunkelelf namens Gothol kamen die beiden Reisenden an Helig Muir, Vychars Onkel und Dubro Muirs Bruder. Dieser hatte von Dubro selber Post bekommen. Der Brief berichtete Helig von Vychar und einer Fracht, die er mit sich trug. Es stellte sich heraus, dass Vychar Muir, der die Reise schon von Anfang an miterlebt hat, den Dolch des Feuers die ganze Zeit mit sich trug. Die Weltendolche veränderten sich, wenn sie eine Weile nicht ihrem Element zugeführt wurden und versuchen so sich durch eine schlichte Form zu schützen. Ein Dolch, der eine rote Klinge trug, war dieser eine Weltendolch, den Dubro Muir seinem Sohn im fernen Nilira hinterlassen hat. Unbemerkt schlich er mit den Gefährten bis in die Großstadt. Vielleicht war es gut so, dass keiner wusste, wo die Waffe versteckt war. Vielleicht hätte sie in ihrem Versteck verweilen sollen, um behütet zu bleiben.

Derweil erlangte die andere Gruppe in Kat Uthiro das, was sie wollten. Die Stadt war mit Orks besetzt, die die Plätze inmitten der Mauern eher als Feierplätze, denn als Märkte verwendeten.
Um jedoch dem Mittel für die Mutter Leolonars auf die Spur zu kommen, musste Ciarda Bloodwyn beinahe durch Feuer gehen. Sie begegnete einem etwas unverfrorenem Mann, der sich als einer der Männer ausgab, die Ciardas Familie damals entführt hatten. Ihre Vergangenheit holte sie ein.
In einem Zweikampf mit der blanken Klinge besiegelte die Zwergin das längst verdiente Schicksal des Mannes und erfuhr über einen Brief, den er mit sich trug, dass ihre Familie in Puruh-Lin ist und dort von einem Sklavenhalter gefangen gehalten wird. Feuer entfachte in der ruhenden Seele der Zwergin und ihr Ziel stand fest: Puruh-Lin, die Stadt der Wasserarme.
Als die Gruppe das Mittel für das Frostfieber erlangt hatte, flohen sie nicht ganz unauffällig aus der Stadt und machten sich abermals auf nach Norden. Für den 21. Yerito war mit Muadib ein Treffen auf dem Markt Irars vereinbart. Sie mussten sich beeilen.
Am niedergebrannten Südtor ereignete sich dann eine seltsame Begegnung.
Ein Fremder, dessen Gesicht jedoch in Algonthirs als auch in Ciardas Kopf schon einmal aufgetaucht war, stellte sich in gewisser Weise der ganzen Gruppe in den Weg. Er, der sich später als Darkan herausstellte, erfragte einige Dinge über Vychar und Muadib, die Algonthir und Wuselwort nur mit einer Halbwahrheit beantworteten. Doch das reichte dem Fremden, der sich nach diesem Gespräch schnellstmöglich nach Norden aufmachte, um eigene Ziele unbeirrt zu verfolgen.
Am Nordtor trafen die Reisenden auf erneuten Wiederstand. Die alten Baracken waren wieder besetzt. Ein Angriff sollte den Weg frei räumen. Doch zu dem kam es nicht. Ein zweites Mal erschien der Fremde und gestattete seltsamerweise den Reisenden, das Tor nach Norden unter einer einzigen Bedingung zu passieren. Die Gruppe sollte eine Frau aufnehmen, die auf ihrer Reise gefangen genommen wurde. Sie sollte nicht allein, sondern unter den Fittichen der Gefährten davonziehen. Es handelte sich um Padme Tujar, eine Dienerin der Göttin Woreen, die mit einem Barden von Kat Kara nach Irar reisen wollte. Sie wurde auf der Reise durch das Gebirge von den Orks Taithleachs gefangen genommen.
Die Gruppe nahm die Frau auf und zog mit einem komischen Gefühl im Magen weiter. Was hatte der Fremde vor? War er Freund, Feind oder Verrückter?
Die Durchquerung der Risssteinwüste gelang nur unter Verlusten. Ein Greifenangriff dezimierte die Pferde der Gesellschaft und eine Begegnung mit einem Volk, das unter der Wüste lebt, den Nûrok, warf Schulden in Form von acht Toten dieser Rasse auf. Unter Vorbehalt entkam die Gruppe und reiste nach Kamm, doch die Nûrok sprachen von einem Wiedersehen.
In Kamm fanden die Gefährten Eld Assar, dem Muadib einige Tage vorher begegnet war, tot vor; ermordet mit einem Holzpflock in der Brust und einem Zettel, der eine Warnung aussprach, das Dorf nicht zu verlassen, da sonst Tod und Verderben drohe. Der tote Priester trug außerdem noch ein verstecktes Pergament mit sich, welches ebenfalls einige Details zur Geschichte der Weltendolche beisteuerte. Der Tod des Mannes war eindeutig Taithleachs Handschrift. Zweifellos war sie schon bis Kamm vorgedrungen.
Padme, die Priesterin Woreens, kümmerte sich um die Gemeinde, die in der vorangegangenen Nacht ihren Pfarrer verlor und drängte dann zur Weiterreise.
Einige Tage später erreichte die Gruppe schließlich Irar.

Noch bevor Algonthir, Wuselwort, Murbi und die anderen in der großen Stadt eintrafen, freundete sich Muadib mit Gothol, dem Dunkelelfen an, dessen Absichten er in all den Tagen nie richtig durchschauen konnte. Beide lernten in Irar viele Leute kennen, die sie unterstützten oder behinderten.
Muadib musste einen Auftrag für seine Herrin erfüllen, um nicht in Ungnade zu fallen und in der Nähe des Tempels Gerechtigkeit walten lassen. Gothol forschte über einem aufkeimenden Krieg im Osten, in der Nähe von Argmund, aufgrund dessen Irar seine Armee aufrüstet, um sie auszuschicken. Frostriesen, hieß es, fallen aus Altbattar in die Freien Ebenen ein.
Helig Muir wurde in dieser Zeit in Irar wegen Mordes verhaftet und Vychar traf auf Anweisung seines Onkels geheime Vorbereitungen für eine Abreise. Er wollte, zusammen mit dem Dunkelelf, der mittlerweile viel über die Dolchgeschichten wusste, per Schiff nach Mither reisen, um zu seinem Vater, der seinem Brief zu folge, über den großen Ozean nach Süd-Ritorih gereist ist, Kontakt aufzunehmen. Die Seherhilde 'Das gläserne Auge' in der Südstadt sollte ihm dabei behilflich sein.
Vychar überreichte Muadib seinen Dolch des Feuers, da er befürchtete ihn zu verlieren und Gothol und seinen Absichten nicht ganz traute. Er sah die Waffen in den Händen des Paladins in Sicherheit.
Zu dem Zeitpunkt, da die beiden Reisenden Irar verließen, traf die Gruppe aus Kat Uthiro ein.

Wie verabredet, trafen sich alle heil wieder. Muadib lernte Wuselwort und Murbi kennen und Algonthir erfuhr von Vychars Abreise und dem Feuerdolch, der sie schon Monate begleitete.
Padme verabschiedete sich wieder und kehrte in ihrem Tempel ein und Leolonar ließ von der Gruppe ab, um nach Sylgh zu reisen. Sie musste so schnell es ihr möglich war, das Mittel gegen das Frostfieber an ihre Mutter überreichen. Ob es gelang, ist ungewiss.
So wurde die Reisegruppe wieder vereint. Nun stoppte die Reise vorerst. Irar schien Obhut und eine Art Heimat zu sein, aber der Friede sollte nicht lange wehren. Der Feind hat in all der Zeit auch nicht geschlafen. Nur die Toten schlafen gänzlich.




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